Konzertsaalakustik 2 - Musik verkosten wie Wein

kaiser • 15. Dezember 2020

Konzertsaalakustik 2 - Musik verkosten wie Wein

Die Akustik eines Konzertsaals zu planen ist keine leichte Aufgabe, noch immer nicht. Dies ist unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass eine gute Akustik aber auch sehr schwer festzustellen ist. Spätestens die teils polemischen Diskussionen über die Elbphilharmonie haben dies verdeutlicht.

Es fängt bereits damit an, dass es nicht leicht ist ein gemeinsames Vokabular zu finden, um unsere Wahrnehmungen zu beschreiben. Weiter ist unser Erinnerungsvermögen für diese Art an Wahrnehmungen nicht gut. Bereits Lothar Cremer hat darauf hingewiesen, Beurteilungen auf Basis von Erinnerungen nicht zu vertrauen.
 
Es wurden aus diesem Grund zahlreiche Studie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchgeführt. Die aktuellsten Studien dazu wurden an der Aalto Universität von der Forschergruppe um Tapio Lokki durchgeführt und haben dazu einen Artikel namens „Tasting Wine Like Music“ veröffentlicht. In diesem Artikel wird das "verkosten" von Musik bzw. Konzertsaalakustik mit dem verkosten von Wein verglichen.

Im folgenden Video stellt Jonathan Wimer den Artikel im Detail vor. Die Präsentation entstand im Zuge der Masterklasse Audio Design auf der Fachhochschule FH St. Pölten. Weitere Projekte der Masterklasse auf http://audiodesign.fhstp.ac.at/.

#akustik #raumakustik #konzertsaal #architektur

Über Jonathan Wimer:
Noch während der Schulzeit machte Jonathan ein mehrmonatiges Praktikum beim Bayrischen Rundfunk als Teil des Jugendradiotags 2014, von dem aus sich Interesse für Tontechnik entwickelte. Nach dem Abitur begab er sich dann erneut nach München, um dort an den Kammerspielen ein FSJ Kultur in der Tonabteilung zu absolvieren. 
Anschließend begann er 2016 sein Studium der Audiovisuellen Medien an der Hochschule der Medien in Stuttgart, welches er im Jahr 2020 mit dem Titel Bachelor of Engineer abschloss. Im Laufe des Studiums arbeitete Jonathan neben der klassischen, wie elektronischen Musikproduktion vermehrt an Filmprojekten als Musiker.
Um sein Repertoire zu erweitern studiert er nun aktuell an der Fachhochschule in St. Pölten im Studiengang Digital Media Production (Masterklasse Audio), wodurch er neue Erfahrungen im technischen und interaktiven Bereich ersucht.

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In zahlreichen Studien, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde versucht herauszufinden, welche Nachhallzeiten als optimal für verschiedene Nutzungsvarianten bzw. Veranstaltungstypen empfunden werden. Man gab dazu Versuchspersonen in einen Raum und ließ zum Beispiel ein Streichquartett musizieren. Nach und nach brachte man mehr Absorptionsflächen in den Raum ein und ließ die Versuchspersonen bewerten, ob sie die jeweilige Akustik als geeignet empfanden. Es stellte sich heraus, dass im Allgemeinen eine optimale Nachhallzeit für die jeweilige Nutzung des Raums feststellbar war. Waren die Nachhallzeiten länger oder kürzer als dieses Optimum, so wurde die Akustik jeweils als ungeeignet empfunden. Diese optimalen Nachhallzeiten unterliegen subjektiven Streuungen. Jede Person hat eine etwas andere Empfindung, trotzdem konnte eine Normalverteilung festgestellt werden. Entscheidend ist aber, dass die optimalen Nachhallzeiten stark von der Raumnutzung und von der Raumgröße abhängig sind. Es ist zum Beispiel einleuchtend, dass Sprachveranstaltungen einer kürzeren Nachhallzeit für gute Sprachverständlichkeit bedürfen als z.B. eine Chorveranstaltung. Zudem tendiert unsere Erwartungshaltung für größere Räume in Richtung von längeren Nachhallzeiten. Dieser Anspruch resultiert hauptsächlich aus unseren Erfahrungen, da die meisten kleinen Räume eben kürzer nachhallen als größere Räume. Diese Zusammenhänge wurden in der Literatur verknüpft und anschließend in Normen festgehalten, um sich als Standards etablieren zu können. Jedes Land hat dabei einen etwas unterschiedlichen Zugang. Einerseits durch den offensichtlichen Kulturunterschied, andererseits handelt es sich oftmals um ein Kosten/Nutzen-Problem, welches sich aus bauwirtschaftlichen Überlegungen ergibt. Um hier einen direkten Vergleich mit den tatsächlichen Nachhallzeiten bekannter Opernhäuser und Konzertsäle darzustellen, sind im untenstehenden Bild die mittleren Nachhallzeiten dieser Säle über die jeweiligen Volumina dargestellt. Es ist ersichtlich, dass die Streuung relativ hoch ist, daher sind auch die Toleranzbereiche optimaler Nachhallzeiten relativ groß (± 20%).
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