Preserving the sound of alpine glaciers

tonetti • 10. Oktober 2024

Un suono in estinzione - preserving the sound of alpine glaciers

Im heutigen Artikel verlassen wir unsere 4 Wände der Raumakustik und begeben uns hoch hinauf auf den Gletscher des Adamello im Naturpark Adamello Brenta in den italienischen Alpen. Dort hat Sergio Maggioni (Künstlername NEUNAU), ein Wissenschaftler und Sound Artist gemeinsam mit einem Team von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen 2020 ein wissenschaftliches und künstlerisches Projekt gestartet.

Das Projekt heißt „Un suono in estinzione“ was so viel bedeutet wie „ein vom Aussterben bedrohter Klang“, und verfolgt das Ziel auf die Auswirkung des Klimawandels auf die Alpengletscher aufmerksam zu machen.

In der Pilotphase wurden vier Expeditionen auf den Adamello Gletscher durchgeführt. Durch den Einsatz von spezifischen bioakustischen Aufnahmegeräten wurden 2 Monate lang durchgehend Klänge aufgezeichnet. Die speziellen Mikrofone drangen tief in die Gletscherspalten ein und konnten so über 3800 Stunden akustische Aktivitäten aufnehmen.


Einige Klänge und Geräusche könnt ihr in der Soundcloud anhören.


Diese akustischen Phänomene, welche durch den Klimawandel immer häufiger auftreten, sind der Beweis, dass (italienische) Gletscher stetig schrumpfen. In den Alpen haben sie in nur 12 Jahren 13 % ihrer Fläche verloren.

Die gesammelten Daten werden nicht nur nützliche Informationen für künftige Generationen sein, sondern auch in Kunstinstallationen und Interaktionen mit digitalen Anwendungen ihren Platz finden.

Eine davon entstand schon im Jahre 2021 mit dem Namen „Schallablation“. Unter Ablation im meteorologischen Sinn versteht man das Abschmelzen bzw. den Masseverlust von Gletschern. Die Installation erzählt 24 Stunden der Schmelztätigkeit des Adamello-Gletschers in Form von Klageliedern.


Wissenschaftlern zufolge sind 92 % der Alpengletscher vom Verschwinden bis zum Ende dieses Jahrhunderts bedroht.


Im folgenden Video seht ihr ein Timelapse, das von 2020 bis 2023 entstand und das Schmelzen des Gletschers zeigt.

Weitere Infos zum Projekt (in italienischer und englischer Sprache) findet ihr auf der Projektseite:

https://www.unsuonoinestinzione.eu/en

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von tonetti 27. September 2024
In zahlreichen Studien, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde versucht herauszufinden, welche Nachhallzeiten als optimal für verschiedene Nutzungsvarianten bzw. Veranstaltungstypen empfunden werden. Man gab dazu Versuchspersonen in einen Raum und ließ zum Beispiel ein Streichquartett musizieren. Nach und nach brachte man mehr Absorptionsflächen in den Raum ein und ließ die Versuchspersonen bewerten, ob sie die jeweilige Akustik als geeignet empfanden. Es stellte sich heraus, dass im Allgemeinen eine optimale Nachhallzeit für die jeweilige Nutzung des Raums feststellbar war. Waren die Nachhallzeiten länger oder kürzer als dieses Optimum, so wurde die Akustik jeweils als ungeeignet empfunden. Diese optimalen Nachhallzeiten unterliegen subjektiven Streuungen. Jede Person hat eine etwas andere Empfindung, trotzdem konnte eine Normalverteilung festgestellt werden. Entscheidend ist aber, dass die optimalen Nachhallzeiten stark von der Raumnutzung und von der Raumgröße abhängig sind. Es ist zum Beispiel einleuchtend, dass Sprachveranstaltungen einer kürzeren Nachhallzeit für gute Sprachverständlichkeit bedürfen als z.B. eine Chorveranstaltung. Zudem tendiert unsere Erwartungshaltung für größere Räume in Richtung von längeren Nachhallzeiten. Dieser Anspruch resultiert hauptsächlich aus unseren Erfahrungen, da die meisten kleinen Räume eben kürzer nachhallen als größere Räume. Diese Zusammenhänge wurden in der Literatur verknüpft und anschließend in Normen festgehalten, um sich als Standards etablieren zu können. Jedes Land hat dabei einen etwas unterschiedlichen Zugang. Einerseits durch den offensichtlichen Kulturunterschied, andererseits handelt es sich oftmals um ein Kosten/Nutzen-Problem, welches sich aus bauwirtschaftlichen Überlegungen ergibt. Um hier einen direkten Vergleich mit den tatsächlichen Nachhallzeiten bekannter Opernhäuser und Konzertsäle darzustellen, sind im untenstehenden Bild die mittleren Nachhallzeiten dieser Säle über die jeweiligen Volumina dargestellt. Es ist ersichtlich, dass die Streuung relativ hoch ist, daher sind auch die Toleranzbereiche optimaler Nachhallzeiten relativ groß (± 20%).
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„Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien hatte längst empfinden müssen, dass die ihr zu Gebote stehenden Räumlichkeiten in der Stadt unter den Tuchlauben weder für ihre Zwecke des Konservatoriums noch für die Konzerte mehr genügen.“ Theophil Hansen aus „Allgemeine Bauzeitung“ aus dem Jahre 1870
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Ein Hörexperiment von Antti Kuusinen und Tapio Lokki In der Welt der klassischen Musik können die einzigartigen, akustischen Eigenschaften eines jeden Konzertsaals eine wesentliche Rolle für den Klang einer Aufführung spielen. MusikerInnen und DirigentInnen wählen, wenn möglich, ein bestimmtes Repertoire in Abhängigkeit der Aufführungsorte und damit der Akustik des Saals. Dadurch soll der bestmögliche Klang erzielt werden. Wie die Studie von Kuusinen und Lokki zeigt, kann es jedoch schwierig sein, einzelne Konzertsäle allein anhand des Klangs einer in diesem Raum gemachten Aufnahme zu identifizieren. Ziel der Studie im Jahr 2020 war es herauszufinden, wie schwierig es für HörerInnen ist, Konzertsäle durch Hörbeispiele zu identifizieren. Diese Beispiele umfassten Auszüge aus Beethovens Symphonie Nr. 7 sowie Violinen Solos, welche jeweils in den einzelnen Konzertsälen auralisiert wurden. Verglichen wurden 4 Konzertsäle mit teils unterschiedlichen Architekturen: • Zwei „Schuhschachtelförmige“ Säle: Amsterdam Concertgebouw (AC), Münchner Herkulessaal (MH) • Ein „Weinbergförmiger“ Saal: Berliner Philharmonie (BP) • Ein „Fächerförmiger“–Saal: Kölner Philharmonie (CP)
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