Montandiamanten
kaiser • 25. Februar 2021
Montandiamanten - Montanuniversität Leoben
Die Montanuniversität Leoben ist bekannt für ihre Ausbildung und Spezialisierung im Bergbau. Wenn die Studierenden aus den tiefen Minen des Bergbau-Wissens mit geschwärzten Gesichtern hochkommen und ihre Lernerfolge feiern wollen dann kommen Sie ins Foyer des Hauptgebäudes, das auch für Feiern oder Galaabende mit Musik genutzt wird. Es gab in der Vergangenheit aber immer wieder Beschwerden, dass es sehr laut ist, man sich nicht gut unterhalten kann und die Musik nicht gut verständlich ist. Dies liegt daran, dass der Raum sehr heilig ist, es viele harte Fläche gibt die Reflexionen erzeugen und dadurch eben ein undurchsichtiger Raumklang entsteht.
Wir wurden beauftragt das zu lösen haben zwei grundsätzliche Werkzeuge dafür eingesetzt:
• Deckensegel: das sind von der Decke abgehengte Schallabsorber meist in Rechteckform
• Montandiamanten: Designabsorber mit individuellen Design
Die Deckensegel sind eine sehr typische Akustiklösung, welche durch den Abhang von oft 200 mm sehr effizient Schall absorbieren. In diesem Fall bestehen die Segel aus 25 mm PET-Vlies.
Die Montandiamanten wurden von Jamilla Balint und Milena Stavric designt und in Zusammenarbeit mit Thomas Ziegler von Ziegler Schallschutz gebaut und installiert. Diese bestehen auch aus PET-Vlies, welches angeschnitten wird und dadurch dreidimensionale Strukturen nach Wunsch entstehen können.
PET-Vliese werden zu 60-90% aus recycelten PET Flaschen hergestellt und können auch wieder nach Nutzung recycelt werden. Das Material ist sehr stark verdichtet wird und wird dadurch plattenartig bei gleichzeitig akustisch interessanten Absorptionsvermögen.
Wir haben hier eine designtechnisch und akustisch gut funktionierende Lösung gefunden, was möglich wurde durch eine gute Zusammenarbeit aus Bauherren, Designern, Akustikbau und Akustikplanung.
Projektbeteiligte:
• Ausführung: Ziegler Schallschutz (https://www.ziegler-schallschutz.at/)
• Design: Jamilla Balint und Milena Stavric (TU Graz)
• Akustik: Fabio Kaiser
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In zahlreichen Studien, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde versucht herauszufinden, welche Nachhallzeiten als optimal für verschiedene Nutzungsvarianten bzw. Veranstaltungstypen empfunden werden. Man gab dazu Versuchspersonen in einen Raum und ließ zum Beispiel ein Streichquartett musizieren. Nach und nach brachte man mehr Absorptionsflächen in den Raum ein und ließ die Versuchspersonen bewerten, ob sie die jeweilige Akustik als geeignet empfanden. Es stellte sich heraus, dass im Allgemeinen eine optimale Nachhallzeit für die jeweilige Nutzung des Raums feststellbar war. Waren die Nachhallzeiten länger oder kürzer als dieses Optimum, so wurde die Akustik jeweils als ungeeignet empfunden. Diese optimalen Nachhallzeiten unterliegen subjektiven Streuungen. Jede Person hat eine etwas andere Empfindung, trotzdem konnte eine Normalverteilung festgestellt werden. Entscheidend ist aber, dass die optimalen Nachhallzeiten stark von der Raumnutzung und von der Raumgröße abhängig sind. Es ist zum Beispiel einleuchtend, dass Sprachveranstaltungen einer kürzeren Nachhallzeit für gute Sprachverständlichkeit bedürfen als z.B. eine Chorveranstaltung. Zudem tendiert unsere Erwartungshaltung für größere Räume in Richtung von längeren Nachhallzeiten. Dieser Anspruch resultiert hauptsächlich aus unseren Erfahrungen, da die meisten kleinen Räume eben kürzer nachhallen als größere Räume. Diese Zusammenhänge wurden in der Literatur verknüpft und anschließend in Normen festgehalten, um sich als Standards etablieren zu können. Jedes Land hat dabei einen etwas unterschiedlichen Zugang. Einerseits durch den offensichtlichen Kulturunterschied, andererseits handelt es sich oftmals um ein Kosten/Nutzen-Problem, welches sich aus bauwirtschaftlichen Überlegungen ergibt. Um hier einen direkten Vergleich mit den tatsächlichen Nachhallzeiten bekannter Opernhäuser und Konzertsäle darzustellen, sind im untenstehenden Bild die mittleren Nachhallzeiten dieser Säle über die jeweiligen Volumina dargestellt. Es ist ersichtlich, dass die Streuung relativ hoch ist, daher sind auch die Toleranzbereiche optimaler Nachhallzeiten relativ groß (± 20%).

Ein Hörexperiment von Antti Kuusinen und Tapio Lokki In der Welt der klassischen Musik können die einzigartigen, akustischen Eigenschaften eines jeden Konzertsaals eine wesentliche Rolle für den Klang einer Aufführung spielen. MusikerInnen und DirigentInnen wählen, wenn möglich, ein bestimmtes Repertoire in Abhängigkeit der Aufführungsorte und damit der Akustik des Saals. Dadurch soll der bestmögliche Klang erzielt werden. Wie die Studie von Kuusinen und Lokki zeigt, kann es jedoch schwierig sein, einzelne Konzertsäle allein anhand des Klangs einer in diesem Raum gemachten Aufnahme zu identifizieren. Ziel der Studie im Jahr 2020 war es herauszufinden, wie schwierig es für HörerInnen ist, Konzertsäle durch Hörbeispiele zu identifizieren. Diese Beispiele umfassten Auszüge aus Beethovens Symphonie Nr. 7 sowie Violinen Solos, welche jeweils in den einzelnen Konzertsälen auralisiert wurden. Verglichen wurden 4 Konzertsäle mit teils unterschiedlichen Architekturen: • Zwei „Schuhschachtelförmige“ Säle: Amsterdam Concertgebouw (AC), Münchner Herkulessaal (MH) • Ein „Weinbergförmiger“ Saal: Berliner Philharmonie (BP) • Ein „Fächerförmiger“–Saal: Kölner Philharmonie (CP)